im kontext von raum, bau und stadt

>Licht-Installation; Vitrine, Bohrstaub

Installation 1996, 3000 Watt-Glühbirne, Mobiliar aus dem Schloßfundus im White Cube der Ausstellungshalle, Schloß Wiepersdorf; Vitrine, Bohrstaub 1996, Galerie Rähnitzgasse, Dresden

Fritz Balthaus: Licht-Installation; Vitrine, Bohrstaub

>Vitrine, Bohrstaub

 

Hinter fast jedem Bild einer Ausstellung befinden sich Haken, Dübel und Bohrlöcher. Wenn also ein Effekt von aufgehängten Bildern Wandbohrungen sind, dann ist der Effekt von Wandbohrungen Bohrstaub. Der befindet sich nun in einer Vitrine der Galerie Rähnitzgasse in Dresden. Während des Aufbaus der Stipendiatenausstellung der diesjährigen Künstler aus Schloß Wiepersdorf, schob Balthaus eine aufgeklappte Vitrine an die anzubohrenden Wände und fing mit ihr den Bohrstaub auf, der beim Ausstellungsaufbau durch die Wandbohrungen erzeugt wurde. Authentische Arbeitsspuren, wie in diesem Fall roter Backstein- und weißer Gipsstaub, wurden wie hochgeschätzte Kostbarkeiten präsentiert. Vielleicht zu verstehen als Pigmentgewinnung direkt aus der Wand, währenddessen die Situation vor Ort alle weiteren Präsentationsentscheidungen des Staubes und die Verteilung innerhalb der Vitrine trifft. Der Bohrstaub erzählt seine eigene Geschichte. Wir wollen, verhaftet in die Präsentationsgewohnheiten, diese simple Direlktheit nicht glauben.

 

Gudrun Thiessen-Schneider