im kontext von raum, bau und stadt

>Lichtinstallation 1994/2001

2000 Watt Glühbirne, Bretter, Spiegel; Ausstellung QUOBO Kunst in Berlin 1989-1999; Nationalgalerie im Hamburger Bahnhof; ein Ausstellungsprojekt des IFA, Institut für Auslandsbeziehungen, verantwortlich Ursula Zeller; Kuratorinnen: Ingrid Buschmann, Gabriele Knapstein, Berlin 2001

Fritz Balthaus: Lichtinstallation 1994/2001

>0/1, On/Off, clair/obscur

 

Noch immer werden Medien in der Kunst mehr über das Design der Geräte wahrgenommen, als über deren Funktion Wirkungszusammenhänge herzustellen. Dabei ist die Kodierung von Information selbst auf dem höchsten technischen Stand (CD-Rom, InterNet) einfach zu entschlüsseln - 0/1, On/Off. Binaritär als magischer und monotoner Rhythmus, ohne Synkopen. Auch die Lichtinstallationen von Fritz Balthaus halten sich an die Regel. Der Galerieraum wird mit einer 2000-Watt- Birne mehr durch- als beleuchtet. So wirft ein komplex gehängtes Mobile/Stabile aus Spiegeln und Holztafeln zwei suptrematistisch hell/ dunkle Rechtecke an die Wand. Dieser simple Eingriff dient Balthaus, um jene Medien zu kommentieren, die im Wesentlichen Bilder von Bildern generieren. Echtheit ist dort keine Frage der Wahrnehmung, sondern in der Erfahrung begründet. Die grau schattierte Fläche wird wie die vom Spiegel reflektierte und hell überblendete Fläche als Kunstproduktion identifiziert, weil der historische Verweis sich durch sie hindurch fokuissiert, d.h. abbildet. Malevitsch trifft auf Marcel Duchamp. Man sieht, woran man sich erinnert, allerdings im Moment der Neubelichtung. Der Lichtmythos der reinen Aufklärung und dessen Umschlag in Darstellung gehen als Reduktion, im Sinne klassischer Moderne, Hand in Hand; der von Malevitsch zur Oktoberrevolution propagierte "Sieg über die Sonne" ist einer der technischen Projektionen seiner Zeit (Bühne, Film) gewesen, "nicht jedoch ohne die Phantasie derjeniegen, die sie benutzen", wie Gerhard Wild im Katalog zu Balthaus Ausstellung auf Schloß Solitude Stuttgart ergänzt hat. Vor allem aber operieren die Licht-Arbeiten von Balthaus nicht als Metaphern für ein mediales Betriebssystem einer Kunst, die Informationen manieristisch zu Minimal-art stilisiert. Das Bild an der Wand ist gleichwohl Produkt als auch Durchgangssituation von Energie. (In Deutschland fließt Elektrizität zumeist als Wechselstrom) Das entsprechende Flackern an den Rändern der beiden Felder - in den Geisteswissenschaften noch als Indiz einer verborgenen Bedeutung verstanden - hängt lediglich mit der ungleichmäßigen Spannungsstärke (der heißen Glühbirne) zusammen.> Auf die Diskussion neuer Medien übertragen, existiert in der Arbeit von Fritz Balthaus der Gegenstand der Abbildung immer dazwischen als Spur, die sich aus dem Verhältnis 0/1 als clair/ obscur ergibt. Damit sind die Bilder bei Fritz Balthaus noch im Denken Walter Benjamins verwurzelt, der in seinem "Kunstwerk"- Aufsatz schrieb, daß sich Aura als Erscheinung einer Ferne definieren läßt "so nah das sein mag, was sie hervorruft. In der Spur werden wir der Sache habhaft; in der Aura ermächtigt sie sich unser". Bei Balthaus kommt das Medium selbst als Bild zur Erscheinung. Fiat lux logis.

 

Harald Fricke 1994