im kontext von raum, bau und stadt

>Kunst[Nest, 2018

offener zweiphasiger Wettbewerb Kunst am Bau, 1. Preis, Max-Dellbrück-Centrum, Campus Berlin-Buch, Licht- und Stahlbau Effektwerke Pfreimd; Baubetreuung de-architekten Berlin; Statik: Bollinger & Grohmann; Assistenz Holzarbeiten David Hepp; 3D-Modellierung und Fotografie: Robert Herrmann

Fritz Balthaus: Kunst[Nest, 2018

>Kunst[Nest

 

Idee (Wettbewerbstext)

Vor dem Eingang des Gebäudes soll ein haushoher Storchenturm errichtet werden. Er wird aus Straßenlampen errichtet und die Basis des Nestes soll aus denselben Hölzern zusammengesetzt werden, wie sie in der Fassade des Gebäudes verwendet worden sind. Die künstlerische Methode, Material für den Turmbau aus der direkten Umgebung zusammenzusuchen, ist der Nestbau-Methode von Störchen abgesehen. Das Turm- und Nestbaumaterial kann also später in der Umgebung des Campus wiedergefunden werden und umgekehrt kann die Umgebung wieder im Kunstnest entdeckt werden. Ein interdisziplinäre Formengespräch kommt in Gang und der unübersehbare Turm hilft den Besuchern den Gebäudeeingang zu finden.

 

Kontext

Künstler arbeiten im Kontext, auch Störche nehmen kurze Wege um Nester zu bauen. Mit der medizinischen Forschung vor Ort kommen drei Campussysteme zusammen, die Kunstwelt, die Vogelwelt und die Architektur der Institute und deren Forschungen. Hier könnte das Kunstnest einen positives Bild vom Umgang mit Tieren abgeben und zur Zurückhaltung bei der Bebauung weiterer Naturschutzgebiete beitragen. Die Nestskulptur appelliert an die Politik, die aktuell geplante Umwidmung des Naturschutzgebietes „Moorlinse Buch“ in Bau-Erwartungsland noch einmal zu überdenken, denn das Verschwinden der Rieselfelder und die bauliche Verdichtung in der Umgebung läßt die Ansiedelung von Störchen und anderen Vögeln bedenklich zurückgehen - wie der hiesige Naturschutzbund beklagt. Die Voraussetzungen für die Ansiedelung eines Storchenpaares auf dem Campus sind zur Zeit noch fraglich, aber nicht ganz auszuschließen. Felder, Wälder und ca. 20 Seen* liegen in der näheren und weiteren Umgebung zum geplanten Neststandort. Zwar geht das Brutvorkommen in dieser Gegend zurück, könnte aber vielleicht durch das Nistangebot und weitere Maßnahmen reanimiert werden.

 

Die Deutung der Störche

Die Entscheidung der Störche dort zu nisten - oder dort nicht zu nisten, ist integraler Bestandteil des prozeßhaft angelegten Kunstwerks selbst. Das Gelingen des Kunstprojektes hängt also nicht davon ab, ob dort künftig Störche nisten, oder nicht. Das Kunstwerk handelt davon unterschiedlichste Wirklichkeiten zuzulassen. In diesem Sinne entscheiden die Störche über den künftigen Charakter des Nestturmes.

 

Statik

Für den Turm werden die konischen Hohlmasten der geplanten Straßenlampen ineinandergesteckt bis die erforderliche Höhe eines Storchennestes erreicht ist.