im kontext von raum, bau und stadt

>In der weißen Zeile

Ausstellung bei Stella A, Galerie/Edition Berlin, 20. April – 2. Juni 2007

Fritz Balthaus: In der weißen Zeile

>Zelle zur Zeile

 

In der zweiten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts begannen Künstler verstärkt, die Grenzen des Tafelbildes und schließlich des Galerieraumes zu überschreiten. Die Bedeutung und Funktion des Galerieraumes selbst wurden analysiert. 1976 erschien Brian O'Dohertys Essay "Inside the White Cube", "eine brillante Analyse des soziologischen, ökonomischen und ästhetischen Kontextes, innerhalb dessen wir Kunst erfahren." (Barbara Rose)

 

Der Text wurde zu einem Standardwerk für die Reflexion von Kunstpräsentation. Heute ist der "White Cube" ein geläufiger Begriff im Vokabular der Gegenwartskunst. 1996 erschien die deutsche Übersetzung im Merve Verlag Berlin.

 

Auf dem Titel dieses Merve Bandes hat Fritz Balthaus ein "l" zum "i" manipuliert. Die "weiße Zelle" wurde zur "weißen Zeile". Mit dem Vorschlag zur weißen Zeile entstehen in der Vorstellung weiße Buchseiten. Sie können als die weißen Wände des Buchraumes aufgefaßt werden. Mit diesem künstlerisch veränderten Vorzeichen kann der Leser O'Dohertys kritische Argumentation auf dessen Aussage selbst anwenden und einen neuen Text über ein "weißes Buch", a "white book" imaginieren. Denn, wenn ein Wort in den weißen Buchraum gestellt wird, geschieht mit ihm eine ähnliche Umdeutung wie mit jedem ausgestellten Gegenstand in der weißen Zelle.

 

Beim genaueren Hinsehen kann man außerdem bemerken, daß einige Abbildungen in dem Band auf dem Kopf stehen oder auf der Seite liegen. Diese Abbildungen, sowie eine bizarre Zeitungslegende und eine am Werk vorbeizielende Museumspräsentation erfahren eine neue Auslegung in dieser Ausstellung

 

Michael Behn

 

Der behandelte Merve Band erschien als Edition zur Ausstellung.

 

mit freundlicher Unterstützung des Merve-Verlag Berlin